Nun also auch in meiner Heimat! Die Sparkasse Dortmund kündigt gut verzinste Prämien-Sparverträge. Als Finanzblogger kann ich das einerseits gut verstehen. Denn in der „Welt ohne Zinsen“, in der wir seit einigen Jahren leben, geht es um existenzielle Fragen: Hat ein Bank, hat eine Sparkasse – wie wir sie seit Jahrhunderten kennen – noch eine Zukunft? Diese Frage kann nur dann mit Ja beantwortet werden, wenn sie Luft zum Atmen hat. Dass dabei mitten im Spiel die Regeln verändert werden, ist nicht neu. Das war auch schon so, als viele Betriebsrentner in Sachen Sozialversicherungsbeiträge von Vater Staat über den Tisch gezogen wurden… Andererseits kommt man sich als „kleiner Mann“ dabei mal wieder mächtig verar…. vor. Um es ganz deutlich zu sagen! Viel Verständnis habe ich für all jene, die sauer sind und um ihre Existenz bangen. Möglichkeiten zur risikofreien oder wenigstens risikoarmen Geldanlage gibt es seit Jahren nicht mehr. Tipps für ein sehr gutes Tagesgeldkonto sind Gold wert. Gerade jüngere Sparerinnen und Sparer, auch Kunden der Sparkasse Dortmund, kommen langfristig nicht um Wertpapiere herum, das ist meine Meinung. Wer sich nicht mit ETF und der Direktanlage in einem Top-Depot beschäftigen möchte, sollte vielleicht in Erwägung ziehen, den Testsieger der Stiftung Warentest in Sachen Robo-Advisor zu nutzen!
Genau wie bei den Lebensversicherungen – deren Geschäftsmodell sich auch überlebt zu haben scheint – nagt die Digitalisierung auch am „System Bank“. So ist dann auch die Frage, ob die Sparkasse Dortmund die Verträge kündigen darf (meiner Meinung nach) in einem größeren Zusammenhang zu sehen.
Es geht natürlich um den Verlust des einzelnen Sparers, wie es Gaby Kolle von den Ruhr Nachrichten in ihrem sehr guten Artikel zum Thema aufbereitet hat. Diese Schicksale sind schlimm. Die Betroffenen wahrlich nicht zu beneiden… Die Schlussfolgerung und die Hinweise, was die Sparerinnen und Sparer der Sparkasse Dortmund nun tun können, sind jedoch nicht wirklich konstruktiv. Natürlich können die Leute zum Anwalt rennen oder der Verbraucherzentrale Geld dafür zahlen – aber das Urteil des Bundesgerichtshofs ist klar. Ich persönlich halte jeden Versuch, hier zu kämpfen, für aussichtslos, will aber niemanden abhalten, sein oder ihr Glück zu versuchen. Andere Richter, andere Urteile… Vor Gericht und auf hoher See… Als langjähriger Gerichtsreporter weiß ich, dass es auch zu Überraschungen kommen kann.
Verständnis für die Sparkasse Dortmund
Wie gesagt – für jeden einzelnen treuen Kunden ist es ein schwerer Schlag. Und nochmal muss ich Gaby Kolle loben für einen wirklich ausgewogenen Bericht in den Ruhr Nachrichten. Die Sparkasse kommt breit zu Wort. Sie habe ihre Kunden über viele Jahre vor den Belastungen der Niedrigzinspolitik der EZB geschützt. Das glaube ich ihr. Die Zinsspanne gibt es tatsächlich schon seit vielen Jahren nicht mehr her, solche alten Produkte am Leben zu halten. Und so ist die Sparkasse Dortmund im gleichen Dilemma, im Anlage-Notstand, in dem auch Versicherungen stecken. Doch während eine Versicherung es mit ihrem intransparenten Produkt leicht hat, die wahre Rendite durch Kosten und eine sehr späte Auszahlung zu verschleiern, ist für die Sparkasse Dortmund am Ende jeden Jahres (oder wahlweise zum Termin der Zahlung der Prämien) Zahltag. Und dann blutet das Institut. Es macht Miese. Auf Dauer kann das nicht im Interesse aller Kunden der Sparkasse Dortmund sein. Es ist im Interesse aller Kunden, eine stabile Bank zu haben. Und so habe ich – bei allem Verständnis für jedes Einzelschicksal – sehr viel Verständnis für die Entscheider bei der Bank! Die haben eine harte Entscheidung gefällt, die aber richtig ist. Chapeau für so viel Mut!
Was Sparkassen-Kunden jetzt tun müssen
In der Welt ohne Zinsen, in der wir seit der ständigen Leitzins-Senkung durch die EZB leben, kann man selbst mit gutem Tagesgeld kaum noch gute Rendite erzielen. Selbst die Stiftung Warentest rät, mehr Risiko einzugehen. Gerade jüngere Sparerinnen und Sparer sollten und müssen die Chancen der Märkte nutzen, um – und das ist wichtig – langfristig Vermögen aufzubauen. Es führt kein Weg um Wertpapiere herum.
Ich selbst bin bei Quirion – bis zu 10.000 Euro legt man dort gebührenfrei an. Es handelt sich um ein breit diversifiziertes Portfolio einer Honorarberater-Bank. Das ist ein ganz anderes Geschäftsmodell als das einer Sparkasse, die im Wesentlichen Deka-Fonds verkauft. Die Deka-Fonds sind teurer und oft performen sie schlechter als ETF. Meine Rendite bei Quirion ist gut. In meinem Depot ist sie noch besser. Aber ich will keinem unerfahrenen Sparer zumuten, sich sein Depot selbst zusammen zu bauen. Das ist dann etwas für Fortgeschrittene. Für Leute, die sich regelmäßig in Finanzblogs rumtreiben oder Finanztest abonniert haben. 🙂
Ich hoffe sehr, dass viele Kundinnen und Kunden der Sparkasse Dortmund, die jetzt enttäuscht sind, verstehen, dass die Bank so handeln muss(te).
Ich hoffe sehr, dass viele Kundinnen und Kunden der Sparkasse Dortmund die Fakten akzeptieren und nicht sinnlos viel Zeit mit Widersprüchen und Verfahren verplempern.
Ich hoffe sehr, dass viele Kundinnen und Kunden der Sparkasse Dortmund verstehen, dass sie mehr Risiko eingehen müssen. Dass aktive Fonds wie die von Deka oder Union Investment nicht das optimale Mittel sind, um sein Geld anzulegen.
Ich hoffe sehr, dass die Kommentar-Funktion unter diesem Beitrag umfassend genutzt wird. Ich freue mich auf den Erfahrungs- und Meinungsaustausch vieler Dortmunderinnen und Dortmunder mit mir. : )
Stellungnahme der Sparkasse Dortmund
Im Bericht der Ruhr Nachrichten wird eine Stellungnahme der Sparkasse Dortmund erwähnt. Eine Pressemitteilung zum Thema liegt bisher nicht vor. Eine Anfrage in der Pressestelle ergab, dass lediglich die Fragen der Redaktion beantwortet wurden. Also stelle ich den Kolleginnen und Kollegen auch ein paar Fragen.
Finanzfan: Warum habt ihr die die Prämien-Sparverträge gekündigt und wie viele Kundinnen und Kunden sind betroffen?
Sparkasse Dortmund: Das Zinsumfeld am Kapitalmarkt hat sich erheblich geändert. Die Niedrigzinsphase hält bereits seit Jahren an und es nicht abzusehen, dass sich die Lage in nächster Zeit entspannt. Der Bundesgerichtshof hat am 14. Mai 2019 entschieden, dass Sparkassen nach Erreichen der höchsten Prämienstufe Ratensparverträge ohne festgeschriebene Vertragslaufzeit ordentlich kündigen dürfen.
Die Sparkasse Dortmund kündigt deshalb rund 11.000 Prämiensparverträge, auf die die Bedingungen zutreffen. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen.
Finanzfan: Könnt ihr Angaben machen, wie hoch (in etwa!) die durchschnittliche Verzinsung war? Hintergrund: 50% Bonus hört sich und liest sich immer so krass heftig – das ergibt dann aber trotzdem bei sehr lang laufenden Verträgen teils eine sehr kleine Effektiv-Rendite. Also: Wie hoch war die durchschnittliche Verzinsung eurer 11.000 Verträge?
Sparkasse Dortmund: Eine durchschnittliche Verzinsung kann ich Ihnen deshalb nicht mitteilen, weil diese 11.000 Verträge bis zur Kündigung unterschiedliche Laufzeiten haben. Der Referenzzins der aktuell ausgegebenen Prämiensparverträge liegt bei einer Laufzeit von 18 Jahren und der Höchstprämie von 20 % bei 1,23 %.
Finanzfan: Könnt oder wollt ihr Angaben darüber machen, wie viel euch die Verträge gekostet haben?
Sparkasse Dortmund: Die Summe der Aufwendungen kann ich Ihnen nicht mitteilen. Die Prämiensparverträge sind vom Kunden, sowohl bei den unbefristeten als auch bei den befristeten, mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist auch während der Laufzeit kündbar. Das haben Kunden auch regelmäßig in Anspruch genommen.
Finanzfan: In meinem Beitrag kommt es ja raus – ich habe durchaus Verständnis für eure Entscheidung, die Prämien-Sparverträge zu kündigen. Ich habe ja auch meine ganz eigene Meinung dazu, was Sparer jetzt tun sollten (nämlich: mehr Risiko eingehen und in Wertpapiere wie ETF investieren). Was ratet ihr denn euren Kunden? Also: Angenommen, die bleiben euch (trotz der Enttäuschung) treu, was ratet ihr den Kundinnen und Kunden?
Sparkasse Dortmund: Die Sparkasse Dortmund hat bereits über viele Jahre hinweg ihre Kundinnen und Kunden vor den Belastungen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank geschützt. Jedoch haben die jüngsten Entscheidungen der EZB den Druck auf die Sparkassen und Banken weiter verschärft. Gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden suchen wir nun neue, geeignete Anlageformen für sie.
Finanzfan: Und wie genau könnten die aussehen? Also, was genau wird empfohlen?
Sparkasse Dortmund: Auch zu einer konkreten Empfehlung kann ich keine Aussage machen. Die Sparkasse Dortmund steht dafür, ihren Kunden für jede Lebenssituation das passende Produkt anzubieten. Mit Hilfe unseres Finanzkonzepts ermitteln wir die Ziele und Wünsche, die sich unsere Kunden mit ihren Anlagen erfüllen können. Möchte ein Kunde in einem Jahr ein neues Auto kaufen, ist ein anderes Produkt das richtige, als für denjenigen der das Geld noch 30 Jahre für die Altersvorsorge anlegen möchte.
Finanzfan: Lieben Dank für die ehrlichen Antworten.
Weiterführende Links zum Thema
- Die Ruhr Nachrichten berichten am 22.10.2019
- Stiftung Warentest berichtet ebenfalls grundsätzlich zum Thema
- Das Urteil des BGH zu Prämien-Sparverträgen
- Alternative 1: Top Depot
- Alternative 2: Top Robo-Advisor
- Alternative 3: Top Tagesgeld
- Alternative 4: Top Wertpapier-Sparplan
- Alternative 5: Top Profi-Depot
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